Änderung des eine frühere, zwischenzeitlich auf den Organträger verschmolzene Organgesellschaft betreffenden Umsatzsteuerbescheids
gem. § 174 Abs. 4 AO nach zwischenzeitlich unzutreffender Erfassung eines berichtigten Vorsteuerabzugs in einem für ein Folgejahr
gegenüber dem früheren Organträger ergangenen Umsatzsteuerbescheid
verschmelzungsbedingter Rechtsnachfolger und der auf ihn verschmolzene Rechtsvorgänger nach der Verschmelzung im Verhältnis
zueinander keine „Dritten” i. S. d. § 174 Abs. 5 AO
Zulässigkeit einer Untätigkeitsklage bei Zurückstellen der Einspruchsbearbeitung unter Hinweis auf ein ähnliches Einspruchsverfahren
einer anderen Organgesellschaft
Leitsatz
1. Hat der frühere umsatzsteuerliche Organträger den Vorsteuerabzug, den eine damalige, zwischenzeitlich nach § 20 Abs. 1
Nr. 1 UmwG auf den Organträger verschmolzene Organgesellschaft vor Begründung der umsatzsteuerlichen Organschaft aus einer
infolge des Verzichts auf die Steuerbefreiung nach § 4 Nr. 9 Buchst. a UStG steuerpflichtigen Grundstückslieferung in Anspruch
genommen hatte, wegen eines späteren Widerrufs des Verzichts auf die Steuerbefreiung durch den Grundstücksveräußerer zunächst
im Jahr des nachträglichen Verzichts berichtigt, wurde diese Berichtigung später aber aufgrund eines Antrags des (früheren)
Organträgers in einem geänderten Umsatzsteuerbescheid wieder rückgängig gemacht, weil die umsatzsteuerlichen Folgen des nachträglichen
Widerrufs des Verzichts auf die Umsatzbefreiung nach der zwischenzeitlich ergangenen BFH-Rechtsprechung nicht für das Jahr
des Widerrufs, sondern rückwirkend für das Jahr der Grundstückslieferung zu ziehen seien, so ist das FA nach § 174 Abs. 4
S. 1 und 4 i. V. m. § 174 Abs. 3 S. 1 AO berechtigt, gegenüber dem früheren Organträger als dem verschmelzungsbedingten Rechtsnachfolger
der früheren Organgesellschaft den geggenüber der Orangesellschaft ergangenen, bestandskräftigen Umsatzsteuerbescheid für
das Jahr der Grundstückslieferung trotz des schon lange zurückliegenden Ablaufs der regulären Festsetzungsfrist zu ändern
und den damals in Anspruch genommenen Vorsteuerabzug aus der Grundstückslieferung rückgängig zu machen.
2. Ist nach Bestehen einer umsatzsteuerlichen Organschaft die bisher an der Organschaft beteiligte Organgesellschaft auf die
Organträgerin nach § 20 Abs. 1 Nr. 1 UmwStG verschmolzen worden und damit untergegangen und ist nunmehr die bisherige Organträgerin
verschmelzungsbedingt Gesamtrechtsnachfolgerin der Organgesellschaft, so ist nur noch eine Rechtsperson vorhanden; die frühere
Organgesellschaft ist nach der Verschmelzung im Verhältnis zur früheren Organträgerin daher nicht „Dritte” i. S. d. § 174
Abs. 5 AO.
3. Hat das FA ohne Mitteilung eines ausreichenden Grundes nach rund zwei Jahren immer noch nicht über den Einspruch des Organträgers
gegen einen eine Organgesellschaft betreffenden Umsatzsteuerbescheid entschieden, kann zulässigerweise eine Untätigkeitsklage
erhoben werden. Der Hinweis des FA auf ein „paralleles” Einspruchsverfahren betreffend eine andere Organgesellschaft ist jedenfalls
dann keine ausreichende Begründung für eine über sechs Monate hinausgehende Bearbeitungsdauer des Einspruchs, wenn in dem
vermeintlichen Parallelverfahren letztendlich zwar ähnliche, nicht aber parallele Rechtsfragen entscheidungserheblich waren.
Fundstelle(n): DStR 2012 S. 10 Nr. 28 DStR 2012 S. 10 Nr. 28 EFG 2012 S. 803 Nr. 9 Ubg 2012 S. 707 Nr. 10 FAAAE-04668
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