BFH Beschluss v. - IV B 3/09

Kein Rechtsbehelf gegen die Bestimmung des Betriebsprüfers

Gesetze: AO § 83, AO § 84, AO § 118, AO § 196, AO § 197 Abs. 1 Satz 1

Instanzenzug:

Gründe

I. Die Klägerin und Beschwerdeführerin (Klägerin) ist eine GmbH & Co. KG. Mehrheitsgesellschafter der Komplementärin der Klägerin und einziger Kommanditist ist N.

Die Bußgeld- und Strafsachenstelle des Beklagten und Beschwerdegegners (Finanzamt —FA—) leitete am ein Steuerstrafverfahren gegen N wegen des Verdachts der Verkürzung von Einkommensteuer, Umsatzsteuer und Gewerbesteuer 1992 bis 1996 ein. Am erweiterte das FA das Verfahren wegen des Verdachts der Verkürzung von Einkommensteuer 1992 bis 2000 und Vermögensteuer 1993 bis 1996 durch unvollständige Erklärung von Einkünften aus Kapitalvermögen sowie des Kapitalvermögens. Dabei ging es um Kapitalanlagen in der Schweiz.

Im Rahmen einer Außenprüfung bei der Klägerin für den Zeitraum 1997 bis 2001 fielen der Prüferin A Privateinlagen in Höhe von insgesamt ca. 300 000 DM auf, die N mit Erlösen aus Wertpapierverkäufen erläuterte. Im Rahmen einer Besprechung u.a. zwischen A, dem Prozessbevollmächtigten der Klägerin und ihrem Steuerberater regte der Steuerberater an, die Klärung der Prüfungsfragen hinsichtlich der Privateinlagen dem Steuerfahnder zu überlassen. A leitete daraufhin ihre Feststellungen zu den Privateinlagen an den Steuerfahnder weiter.

Am erließ das FA gegenüber der Klägerin die Anordnung einer Außenprüfung für die Kalenderjahre 2002 bis 2005. Zu prüfen sind danach die gesonderte und einheitliche Feststellung der Besteuerungsgrundlagen, Umsatzsteuer und Gewerbesteuer. In der Prüfungsanordnung war als Prüferin A vorgesehen.

Einspruch und Klage hatten keinen Erfolg. Die Klägerin wandte jeweils im Wesentlichen ein, A sei befangen (§ 83 der AbgabenordnungAO—) und N sei aufgrund der erheblichen Differenzen zwischen ihm und A gesundheitlich schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Wegen Nichtzulassung der Revision legte die Klägerin am Beschwerde ein.

II. Die Beschwerde hat keinen Erfolg.

1. Die Revision ist nicht wegen grundsätzlicher Bedeutung zuzulassen (§ 115 Abs. 2 Nr. 1 der FinanzgerichtsordnungFGO—).

Eine Rechtssache hat grundsätzliche Bedeutung (§ 115 Abs. 2 Nr. 1 FGO), wenn eine Frage zu entscheiden ist, an deren Beantwortung ein allgemeines Interesse besteht, weil ihre Klärung das Interesse der Allgemeinheit an der Fortentwicklung und Handhabung des Rechts betrifft (ständige Rechtsprechung, vgl. z.B. , BFH/NV 2006, 1250, m.w.N.). Sie muss klärungsbedürftig und im Streitfall klärbar sein (, BFHE 217, 310, BStBl II 2008, 163, m.w.N.).

Eine Rechtsfrage ist u.a. nicht klärungsbedürftig, wenn sie bereits durch die Rechtsprechung des BFH geklärt ist und keine neuen Gesichtspunkte erkennbar sind, die eine erneute höchstrichterliche Prüfung und Entscheidung dieser Frage geboten erscheinen lassen (BFH-Beschlüsse vom IX B 38/99, BFHE 188, 395, BStBl II 1999, 587; vom XI B 242/03, BFH/NV 2005, 1236).

Diese Voraussetzungen müssen dargelegt werden (§ 116 Abs. 3 Satz 3 FGO).

a) Die Klägerin misst der Frage grundsätzliche Bedeutung zu, ob die „Konkretisierungen des Inhaltes der Prüfungsanordnung gem. § 197 Abs. 1 Satz 1 AO ... wesentliche mit Innen- und Außenwirkung behaftete Einzelfallregelungen und Bestandteile der Prüfungsanordnung gem. § 196 AO mit den rechtlichen Wirkungen eines Verwaltungsaktes” sind. Zumindest stelle „bei einer Wiederholungsprüfung die wiederholte Bestimmung und Bekanntmachung des oder der Prüfer im Verhältnis zum Steuerpflichtigen einen Verwaltungsakt gem. § 118 Abs. 1 AO” dar.

b) In der Rechtsprechung des BFH ist geklärt, dass gegen die Bestimmung des Betriebsprüfers kein Rechtsbehelf gegeben ist (, BFH/NV 1995, 758, unter II.b der Gründe). Diese Auffassung stimmt mit der Rechtsprechung des BFH zu § 83 AO überein, wonach die Entscheidung des Behördenleiters über das Gesuch auf Ablehnung eines Verfahrensbeteiligten kein Verwaltungsakt ist, der mit Rechtsmitteln angegriffen werden kann (Senatsbeschluss vom IV B 60/80, BFHE 133, 340, BStBl II 1981, 634).

Es sind keine neuen Gesichtspunkte ersichtlich, die eine erneute Entscheidung des BFH geboten erscheinen lassen. Der BFH hat sich bereits mit dem Vortrag der Klägerin auseinender gesetzt, dass dem Steuerpflichtigen nach § 197 Abs. 1 AO außer der nach § 196 AO als Verwaltungsakt ergangenen Prüfungsanordnung auch die Namen der Prüfer bekanntzugeben sind. Aus dieser Verpflichtung für das FA folgt nicht, dass die Bestimmung der Prüfer ein Verwaltungsakt ist. Denn diese Vorschrift sagt nichts über die Rechtsnatur der dem Beteiligten bekanntzugebenden Entscheidung des FA über die Person der beauftragten Prüfer aus (BFH-Urteil in BFH/NV 1995, 758, unter II.b der Gründe).

Ferner hat der erkennende Senat ausgeführt, dass der Gesetzgeber verselbständigte Ablehnungsstreitigkeiten bewusst ausschließen wollte. Diese Absicht hat dadurch ihren Niederschlag im Gesetz gefunden, dass lediglich für Ausschussmitglieder in § 84 AO ein Ablehnungsrecht vorgesehen ist. Auch nach dieser Vorschrift kann die Entscheidung über das Ablehnungsgesuch jedoch nur zusammen mit der Endentscheidung des Ausschusses angefochten werden (, BFHE 198, 310, BStBl II 2002, 507, m.w.N.).

c) Diese Grundsätze gelten in der Regel auch für den Fall, dass ein Amtsträger erneut als Prüfer benannt wird. Zwar hat der erkennende Senat für ernstlich zweifelhaft gehalten, ob nicht dem Steuerpflichtigen ein Recht auf gerichtliche Überprüfung der Festlegung des Außenprüfers zusteht, wenn —über die bloße Besorgnis der Befangenheit hinaus— zu befürchten ist, dass der Prüfer Rechte des Steuerpflichtigen verletzen wird, ohne dass diese Rechtsverletzung durch spätere Rechtsbehelfe rückgängig gemacht werden könnte (BFH-Beschluss in BFHE 198, 310, BStBl II 2002, 507).

Entgegen der Auffassung der Klägerin liegen derartige Umstände hier nicht vor; diese Rechtsfrage ist also in einem Revisionsverfahren nicht klärbar.

Allein die unmittelbaren Auswirkungen der Prüfung auf die Einkommensteuer von N und „sachlichen Differenzen” zwischen N und der Prüferin A reichen hierfür nicht aus.

Nach den nicht mit zulässigen und begründeten Verfahrensrügen angegriffenen Feststellungen, die den Senat im Revisionsverfahren nach § 118 Abs. 2 FGO binden würden, erstattete die A keine „unberechtigten Strafanzeigen” gegen N.

Ferner hat die A zu Recht die Prüfungsfeststellungen zu den Privateinlagen des N an die Bußgeld- und Strafsachenstelle weitergeleitet. Denn jedenfalls diente die Weitergabe an die Steuerfahndungsstelle der Durchführung eines Strafverfahrens wegen einer Steuerstraftat (§ 30 Abs. 4 Nr. 1 i.V.m. § 30 Abs. 2 Nr. 1 Buchst. b AO). Das Steuerstrafverfahren betraf nämlich auch das Kapitalvermögen sowie die Kapitalerträge des N und seine Privateinlagen stammten nach seinen eigenen Angaben aus Erträgen von Wertpapierverkäufen. Zudem war A auch nicht verpflichtet, N die Weiterleitung mitzuteilen.

Schließlich rechtfertigt die gesundheitliche Belastung, die sich nach Angaben der Klägerin für N aus dem Kontakt mit der A ergibt, keine andere Beurteilung. Denn N ist kein Geschäftsführer der Klägerin. Ferner kann N den Kontakt zu A vermeiden, indem sich die Klägerin —wie in den bisherigen Prüfungen geschehen— durch ihren Steuerberater oder instruierte Dritte vertreten lässt. Dass —wie die Klägerin vorträgt— weder der Geschäftsführer noch die derzeitige Buchhalterin Angaben über die Vorgänge im Prüfungszeitraum machen können, ist vom Finanzgericht (FG) nicht festgestellt worden und könnte daher im Rahmen eines Revisionsverfahrens nicht berücksichtigt werden (§ 118 Abs. 2 FGO). Darüber hinaus ist auch in diesem Fall möglich, dass die Anfragen von A über einen Dritten an N weitergeleitet und von diesem über einen Dritten beantwortet werden.

2. Demnach ist die Revision auch nicht zur Fortbildung des Rechts (§ 115 Abs. 2 Nr. 2 1. Alternative FGO) zuzulassen. Denn auch dieser Zulassungsgrund setzt eine klärungsbedürftige Rechtsfrage voraus (BFH-Beschlüsse vom X B 48/04, BFH/NV 2005, 698, unter 2. der Gründe; vom VIII B 21/05, BFH/NV 2006, 1256, unter 1.a der Gründe, m.w.N.). Indes ist aus den dargelegten Gründen die von der Klägerin aufgeworfene Frage bereits geklärt, ob die „Befangenheit von gem. §§ 196, 197 Abs. 1 Satz 1 AO vom Finanzamt bestimmter Prüfer ... vor Prüfungsbeginn im Rahmen eines Einspruchsverfahrens nachprüfbar” ist.

Auf diese Entscheidung wird Bezug genommen in folgenden Verwaltungsanweisungen:


Auf diese Entscheidung wird Bezug genommen in folgenden Gerichtsentscheidungen:

Fundstelle(n):
AO-StB 2009 S. 290 Nr. 10
BFH/NV 2009 S. 1401 Nr. 9
BAAAD-26227