Vertretungsmangel auf der Prozessgegenseite kein Nichtigkeitsgrund
Gesetze: FGO § 134, ZPO § 579 Abs. 1 Nr. 4
Instanzenzug: FG des Saarlandes Beschlüsse vom 1 V 1233/05
Gründe
I. Das Finanzgericht (FG) des Saarlandes hat mit Beschlüssen vom 1 V 1233/05 und 1 V 1234/05 Fortsetzungsanträge der Antragstellerin hinsichtlich zweier Verfahren betreffend die Aussetzung der Vollziehung zurückgewiesen. Anträge der Antragstellerin auf Feststellung der Nichtigkeit dieser Beschlüsse hat das FG mit Beschlüssen vom 1 V 1097/07 und 1 V 1098/07 als unbegründet zurückgewiesen. Die gegen diese FG-Beschlüsse gerichteten Beschwerden der Antragstellerin hat der Senat mit Beschlüssen vom I B 59/07 und I B 60/07 als unbegründet zurückgewiesen. Die gegen diese Senatsbeschlüsse von der Antragstellerin erhobenen Anhörungsrügen hat der Senat mit Beschlüssen vom I S 17/07 und I S 18/07 als unzulässig verworfen. Hiergegen wendet sich die Antragstellerin jetzt mit ihren „Nichtigkeitsklage(n) gemäß § 134 FGO i.V.m. §§ 579ff ZPO i.V.m. § 155 FGO”. Sie macht u.a. geltend, es liege der Nichtigkeitsgrund des § 579 Abs. 1 Nr. 4 der Zivilprozessordnung (ZPO) vor, weil das FG und der Senat einen gesetzlichen Beteiligtenwechsel auf der Passivseite nicht „umgesetzt” hätten und somit das aus ihrer Sicht richtigerweise als Beschwerdegegner bzw. Rügegegner zu beteiligende Finanzamt in den jeweiligen Verfahren nicht vertreten gewesen sei.
Die Antragstellerin beantragt festzustellen, dass die Senatsbeschlüsse vom I S 17/07 und I S 18/07, vom I B 59/07 und I B 60/07 sowie die FG-Beschlüsse vom 1 V 1233/05 und 1 V 1234/05 nichtig seien.
Der Antragsgegner (das Finanzamt —FA—) hat keinen Antrag gestellt.
II. Die „Nichtigkeitsklagen” sind —da sie sich nicht auf Urteile i.S. von § 578 ZPO beziehen— als Anträge zu verstehen, die angegriffenen Beschlüsse entsprechend § 134 der Finanzgerichtsordnung (FGO), § 579 ZPO für nichtig zu erklären (vgl. zur Umdeutung einer Nichtigkeitsklage in einen Nichtigkeitsantrag , BFHE 152, 426, BStBl II 1988, 586).
III. Die gemäß § 121, § 73 FGO zur gemeinsamen Entscheidung verbundenen Nichtigkeitsanträge sind unzulässig.
1. Soweit (erneut) die FG-Beschlüsse vom für nichtig erklärt werden sollen, ergibt sich die Unzulässigkeit bereits daraus, dass die Nichtigkeitsanträge gemäß § 134 FGO, § 584 Abs. 1 ZPO nicht beim BFH, sondern beim FG anzubringen wären.
2. Hinsichtlich der angegriffenen Senatsbeschlüsse hat die Antragstellerin entgegen § 134 FGO, § 583 ZPO keine Nichtigkeitsgründe nach § 579 Abs. 1 ZPO dargetan.
Auf den geltend gemachten Vertretungsmangel auf der Prozessgegenseite kann sich die Antragstellerin im Rahmen des § 579 Abs. 1 Nr. 4 ZPO nicht berufen, weil der Mangel der vorschriftsmäßigen Vertretung nur vom nichtvertretenen Beteiligten —das wäre hier das nach Auffassung der Antragstellerin verfahrenswidrig nicht einbezogene FA— gerügt werden kann (, BFH/NV 1993, 314, m.w.N.).
Im Hinblick auf die von der Antragstellerin darüber hinaus noch geltend gemachten Verfahrensverstöße ist ein Bezug zu einem der Nichtigkeitsgründe des § 579 Abs. 1 ZPO nicht erkennbar.
Fundstelle(n):
RAAAC-87975