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StuB Nr. 17 vom Seite 655

Besonderheiten der handelsrechtlichen Bilanzierung von Profifußballspielern

Die Wahrheit liegt auf dem Platz – und selten in den Büchern

WP/StB Tim Bonnecke und Tanja Wallbruch

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der in den zurückliegenden Jahren im Profifußballgeschäft zu beobachtenden signifikant angestiegenen Ablösezahlungen stellt sich für Zwecke der Rechnungslegung die Frage nach der zutreffenden Bilanzierung der zugrunde liegenden Vertragsverhältnisse. Der vorliegende Beitrag widmet sich dieser Fragestellung und beleuchtet die unterschiedlichen Facetten, die es hinsichtlich des Ansatzes, des Ausweises und der Bewertung eines Profifußballspielers in der handelsrechtlichen Bilanzierungspraxis zu beachten gilt.

Schiffers/Feldgen, Bilanzierung des exklusiven Nutzungsrechts an einem Lizenzspieler im Profisport, StuB 13/2015 S. 500, NWB OAAAE-93821

Kernfragen
  • Wie ist eine Ablösezahlung für den Erwerb eines Profifußballspielers bilanziell zu würdigen und beim aufnehmenden Verein in der Rechnungslegung abzubilden?

  • Wie sind sonstige, im Zusammenhang mit dem Erwerb eines Profifußballspielers anfallende Zahlungen wie Vermittlungsprovisionen und Handgelder bilanziell zu behandeln?

  • Welche Besonderheiten sind bei der Bilanzierung eines ablösefrei zugehenden Spielers, einer Spielerleihe und eines selbst ausgebildeten Nachwuchsspielers zu beachten?

I. Einleitung

[i]Hoffmann/Lüdenbach, NWB Kommentar Bilanzierung, 15. Aufl. 2023, § 246 Rz. 45 ff., NWB XAAAJ-44227 Getreu der von Fußball-Trainerlegende Sepp Herberger geprägten Weisheit „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ starteten im August die Fußball-Bundesliga und die 2. Bundesliga, mithin die beiden höchsten Spielklassen im deutschen Profifußball, jeweils in ihre neue Saison, nachdem erst vor wenigen Wochen mit dem Endspiel zwischen Spanien und England die in Deutschland ausgetragene Fußball-Europameisterschaft endete. Der Gesamtmarktwert der Spieler, die am im Berliner Olympiastadion im Kader der beiden finalteilnehmenden Nationalmannschaften standen, belief sich auf schätzungsweise rund 2,5 Mrd. €. Einige Spieler – nicht nur jene der Finalteams – konnten im Laufe des EM-Turniers ihren individuellen Marktwert deutlich steigern und wurden bzw. werden zur neuen Spielzeit von ihrem bisherigen Verein für oftmals hohe Ablösesummen zu einem anderen Verein transferiert. In diesem Zusammenhang stellt sich für die rechnungslegenden Vereine die Frage, wie solche Transaktionen und deren vielfältige Vertragspraxis bilanziell abzubilden sind.

II. Zugangsbilanzierung eines entgeltlich erworbenen Lizenzspielers

1. Bilanzrechtliche Einordnung: Ansatzpflicht trotz Humankapitals?

Neben der Investition in Sachanlagen wie dem Neu- oder Ausbau des vereinseigenen Stadions oder der Errichtung eines (Nachwuchs-)Leistungszentrums stellen vor allem die verpflichteten Lizenzspieler die wesentlichen Vermögenswerte eines Profifußballvereins dar. Diese Erkenntnis bestätigte in metaphorischer Wortwahl vor vielen Jahren der einstige Präsident des Ballspielvereins Borussia 09 e. V. Dortmund, Dr. Gerd Niebaum, indem er feststellte, der von ihm geführte Verein habe „ambitioniert in Steine und Beine investiert“ . S. 656

Während die Bilanzierung der „Steine“ – d. h. der Sachwerte – regelmäßig keine untypischen Besonderheiten offenbart, ist die bilanzielle Behandlung der „Beine“ – d. h. der Profifußballspieler – schon allein deshalb besonders, weil es sich hierbei vordergründig um Humankapital handelt. Obgleich Humankapital in der heutigen hochtechnologisierten Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft zunehmende Bedeutung erlangt und für viele Unternehmen einen bzw. den wesentlichen Erfolgsfaktor darstellt, gilt für Humankapital grds. ein Bilanzierungsverbot, da es insoweit an einer eindeutigen selbständigen Bewertbarkeit und der eigenständigen Verwertbarkeit – mithin an den maßgeblichen Aktivierungsvoraussetzungen – fehlt.