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BBK Nr. 14 vom Seite 648

Methoden und Anwendungsbeispiele der Plankostenrechnung

Betriebswirtschaftlich aussagefähige Kostenplanung und -kontrolle

Prof. Dr. Mathias Graumann

In Zeiten volatiler Wirtschaftsentwicklungen kommt einer korrekten Kostenplanung und -kontrolle eine wesentliche Bedeutung bei der Steuerung von Unternehmen zu. Hierbei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass in der Regel die der Planung zugrundeliegende Auslastung von der tatsächlich realisierten Auslastung differiert. Daher sind zur verursachungsgerechten Kostenkontrolle verschiedene Abweichungsanalysen durchzuführen.

Dieser Beitrag zeigt die hierfür notwendige betriebswirtschaftliche Methodik anhand praxistauglicher Anwendungsbeispiele auf. Hierbei wird die Überlegenheit der Teilkostenrechnung – Trennung von fixen und variablen Kosten – gegenüber einer reinen Vollkostenrechnung demonstriert.

I. Grundbegriffe

[i]Vorgabecharakter der KostenDie Plankostenrechnung betrachtet Kosten, bei denen Mengen und Preise der für eine geplante Ausbringungsmenge benötigten Produktionsfaktoren ebenfalls geplante Größen sind. Ihre Festlegung erfolgt im Voraus, sie haben damit Vorgabecharakter.

Aufgaben der Plankostenrechnung sind:

  • die Prognose zukünftiger Kosten,

  • die Kontrolle der Wirtschaftlichkeit und Kalkulation der betrieblichen Leistungen,

  • die Bereitstellung von Zahlenmaterial für dispositive Zwecke.

Man [i]Starre und flexible Plankostenrechnungunterscheidet die folgenden Verfahren:


Tabelle in neuem Fenster öffnen
Plankostenrechnung
Starre Plankostenrechnung
Immer auf Vollkostenbasis
Flexible Plankostenrechnung
Auf Vollkostenbasis
Auf Teilkostenbasis (Grenzplankostenrechnung)
Abb. 1: Verfahren der Plankostenrechnung (vgl. Graumann, Kostenrechnung und Kostenmanagement, 7. Aufl. 2021, S. 326)

S. 649 [i]Stufen der PlankostenrechnungJede Plankostenrechnung erfolgt in drei Stufen:

  • Planvorgabe (aus den Vergangenheitswerten, aus den Unternehmenszielen, aus den erwarteten Markt- und Konkurrenzverhältnissen),

  • ex-post Vergleich von Plan- und Ist-Zahlen, ggf. Berechnung von Plan-Ist-Abweichungen (Über- und Unterdeckungen),

  • Analyse der Plan-Ist-Abweichungen im Hinblick auf ihre Ursachen.

Die [i]Kostenstellen als BasisPlankostenrechnung wird in der Praxis auf Basis von Kostenstellen praktiziert, da diese typischerweise Kostenverantwortlichkeiten begründen. Die Vorgabe von Kostenwerten für betriebliche Organisationseinheiten wird auch als „Budgetierung“ bezeichnet.

II. Starre Plankostenrechnung

[i]Prognose anhand der Plan-BeschäftigungDie starre Plankostenrechnung prognostiziert die Plan-Kosten nur für einen einzigen Beschäftigungsstand, die Plan-Beschäftigung. Mithilfe eines „verrechneten Plankostensatzes“ proportionalisiert sie für diese Plan-Beschäftigung die Fixkosten. Die Berechnung der Plan-Ist-Kostenabweichung erfolgt unter Vorgabe der Plan-Zahlen

  • Plan-Gesamtkosten K p und zugehöriger Plan-Beschäftigungsgrad B P und der tatsächlich erreichten Ist-Zahlen

  • Ist-Gesamtkosten K I und zugehöriger Ist-Beschäftigungsgrad B I

Der Beschäftigungsgrad kann in Zeiteinheiten (z. B. Fertigungsstunden) oder in Stückeinheiten (z. B. Anzahl Mitarbeiter, Ausbringungsmenge) ausgedrückt werden.

[i]Verrechnung der Plan-Kosten auf Ist-BeschäftigungSofern die Ist-Beschäftigung von der Plan-Beschäftigung abweicht, sind die Plan-Kosten auf die Ist-Beschäftigung wie folgt zu verrechnen (K P verr = verrechnete Plan-Gesamtkosten):


Tabelle in neuem Fenster öffnen
K P verr = K p • (B I/B P) = k p • B I, wenn k p = K p/B p

Der Quotient (B I/B P) ist als Auslastungsgrad in Bezug zur Plan-Beschäftigung, normiert auf 100 %, interpretierbar. Für die Kostenabweichung ΔK gilt damit


Tabelle in neuem Fenster öffnen
ΔK = K I - K P verr

Ist ΔK > 0, so steht dies für eine Überschreitung der Plan-Kosten, ist ΔK < 0, für eine Unterschreitung (Ist-Kosten sind geringer als Plan-Kosten).

Die starre Plankostenrechnung geht unzulässigerweise davon aus, dass

  • die Vollkosten pro Stück unabhängig vom Beschäftigungsgrad bzw.

  • die Gesamtkosten proportional zum Beschäftigungsgrad sind.