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Baubranche: Praxishinweise zum Controlling
Risiken in schwierigen Zeiten rechtzeitig erkennen
Die letzte Krise in der Bauwirtschaft liegt nun schon fast 20 Jahre zurück. Daraus resultiert eine Gefahr: Viele der Probleme, die in Krisenzeiten von Bedeutung sind, werden heute nicht oder nicht mehr hinreichend beachtet. Auch wenn diese Risiken in der Baubranche nicht wirklich neu sind, werden viele, gerade jüngere Bauunternehmer oder ihre Berater erstmals mit den Problemen konfrontiert. Im Folgenden erhalten Sie Praxishinweise zum Controlling in der Beratung betroffener Mandanten.
Das Controlling sollte in der Baubranche wieder an Bedeutung gewinnen und als Frühindikator genutzt werden.
Die Kalkulationsansätze sind neu zu überdenken. Dies gilt auch für das Mengengerüst.
Mit Hilfe von ERP-Systemen können Fehlentwicklungen besser und früher erkannt werden. Sie gewinnen gegenüber den bisherigen buchhalterisch geprägten Auswertungen an Bedeutung.
I. Eine heterogene Branche im Wandel
Bei der Baubranche handelt es sich um einen sehr heterogenen Wirtschaftszweig. Dazu gehören beispielsweise Tief- und Straßenbau, aber auch Industrie- und Spezialtiefbau, Brückenbau sowie der klassische Hochbau, der auch von vielen kleineren Handwerksbetrieben geprägt ist. Auftraggeberseitig gibt es die Generalunternehmer und Generalübernehmer, Projektentwickler, private Unternehmen und Personen sowie die öffentlichen Hände. Je nachdem, wen man in dieser Gruppe der Bauunternehmen und ihrer Kunden betrachtet, ergeben sich unterschiedliche Fragestellungen und Konstellationen, die zu beachten sind.
Die letzten Jahre waren gute Jahre für die Baubranche: Die Preise waren auskömmlich und es gab hinreichend Arbeit. In verschiedenen Bereichen gelang es der Industrie, die Preise zu erhöhen und Bauunternehmen und Handwerker konnten diese Erhöhungen „problemlos“ an die Kunden weitergeben.
Diese Situation ändert sich:
Zwar setzt sich der Boom in einzelnen Bereichen mit ungebrochener Geschwindigkeit fort. Exemplarisch sei hier nur auf die Installation von Photovoltaikanlagen oder Wärmepumpen verwiesen. Hier wissen sich die Elektrounternehmen kaum vor Aufträgen zu retten.
Andere Bereiche der Bauwirtschaft klagen jedoch über eine unzureichende Auslastung, weil die Planungskapazitäten oder die Genehmigungsverfahren auf der staatlichen Seite fehlen. Dies gilt beispielsweise für den Brückenbau.
In einer dritten Gruppe sehen wir aktuell deutliche Auftragsrückgänge. Dies betrifft den gesamten Wohnungsbau.
Insgesamt ist es daher schwierig, „allgemeingültige“ Ratschläge für die Beratung der Bauunternehmen zu erteilen. Im Folgenden erhalten Sie aber zumindest einige allgemeine Trends im Controlling und die entsprechenden Lösungsansätze für die Beratung von Unternehmen in der Baubranche. Im Mittelpunkt stehen daher vor allem Aspekte, die „bautypisch“ sind.
Insbesondere werden dabei Gesichtspunkte besprochen, die bei vielen jüngeren Bauunternehmern und ihren Beratern möglicherweise nicht mehr im Fokus stehen, da die Branche seit fast zwanzig Jahren keine Krise mehr erlebt hat. Risiken, die sich aus der Baustellenabwicklung ergeben und in Krisenzeiten verstärkt auftreten, wie z. B. schlechte Vorleistungen, Behinderungen, unzureichende Planungsleistungen des Auftraggebers oder Finanzierungsfragen, werden in einem gesonderten Beitrag thematisiert.
Zur Vereinfachung soll im Folgenden nur noch von Bauunternehmen die Rede sein. Wenn nichts anderes angemerkt wird, gelten die Ausführungen für die gesamte Branche, insbesondere auch für Handwerksunternehmen.