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FG Berlin-Brandenburg Urteil v. - 6 K 6322/17

Gesetze: GewStG § 2 Abs. 1 S. 1, GewStG § 2 Abs. 1 S. 2, EStG 2008 § 15 Abs. 1 S. 1 Nr. 1, EStG 2008 § 15 Abs. 1 S. 1 Nr. 2, EStG 2008 § 15 Abs. 2 S. 1, EStG 2008 § 15 Abs. 3 Nr. 1 S. 1, AO § 14 S. 2

Keine Gewerbesteuerpflicht einer nur aufgrund der Aufwärtsabfärbung nach § 15 Abs. 3 Nr. 1 Satz 1 Alt. 2 EStG als gewerblich anzusehenden Personengesellschaft

nachhaltiger Ankauf notleidender Darlehensforderungen als private Vermögensverwaltung oder als originär gewerbliche Tätigkeit

Leitsatz

1. Für die Aufwärtsabfärbewirkung oder Infizierung gemäß § 15 Abs. 3 Nr. 1 Satz 1 Alt. 2 EStG genügt es nicht, dass eine an einer weiteren Personengesellschaft beteiligte Personengesellschaft als Mitunternehmer im Sinne von § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 EStG anzusehen ist. Vielmehr wird auch ein „Bezug” von Gewinnanteilen im Sinne des § 15 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 EStG aus dieser gewerblichen Mitunternehmerschaft vorausgesetzt.

2. § 2 Abs. 1 Satz 2 GewStG ist verfassungskonform dahin auszulegen, dass eine Personengesellschaft, die nur aufgrund der Aufwärtsabfärbung des § 15 Abs. 3 Nr. 1 Satz 1 Alt. 2 EStG als gewerbliches Unternehmen anzusehen ist, nicht als nach § 2 Abs. 1 Satz 1 GewStG der Gewerbesteuer unterliegender Gewerbebetrieb gilt (Anschluss an , BStBl 2020 II S. 649).

3. Bei einem Forderungskäufer kommt es zur Beurteilung der Frage der Nachhaltigkeit seiner Tätigkeit nicht auf die Verwertungs-, sondern auf die Beschaffungsseite an (Anschluss an ). Ein in sechs selbständigen Kauf- oder Ablösungsverträgen innerhalb von drei Jahren durchgeführter Ankauf von notleidenden Darlehensforderungen nebst Sicherungsrechten von verschiedenen Banken erfolgt nachhaltig im Sinne des § 15 Abs. 2 Satz 1 EStG.

4. Im Falle des Forderungskaufs ist bei der Abgrenzung zwischen Gewerbebetrieb und Vermögensverwaltung auf das Gesamtbild der Verhältnisse und eine berufsbildgeprägte Verkehrsanschauung abzustellen. Hat der Forderungskäufer den Erwerb getätigt, um weiterhin – wie bei Darlehensforderungen üblich – vorrangig die Früchte zu ziehen, d. h. Zinsen wie zuvor der Dar-lehensgeber zu erwirtschaften, ist grundsätzlich in Abwesenheit besonderer Umstände von einer privaten Vermögensverwaltung auszugehen, und zwar unabhängig davon, ob er den Erwerb fremdfinanziert hat oder eine Vielzahl von Darlehensforderungen oder aber Darlehensforderungen über hohe Nominalbeträge erworben hat.

5. Erwirbt der Erwerber dagegen nachhaltig notleidende Forderungen, um vorrangig die – bereits fälligen – Forderung einzuziehen, kann der Forderungserwerb trotz Notleidens der Forderungen Indiz für eine bei Erwerb bestehende – zumindest bedingte – kurzfristige, als gewerblich einzustufende Einziehungsabsicht bzw. Veräußerungsabsicht sein, bei der die Fruchtziehung nur noch einen Nebenzweck darstellt, soweit nämlich noch Zinsen bis zur Einziehung anfallen und der Schuldner überhaupt noch in der Lage ist, Zinsen zu leisten (im Streitfall: keine originäre gewerbliche Tätigkeit des Forderungskaufs, weil die Klägerin unter anderem nicht für Andere tätig geworden ist, das komplette Ausfallrisiko in Bezug auf die erworbenen Forderungen getragen hat, keine der unter Nennwert erworbenen Forderungen verkauft hat, also nicht als Forderungshändlerin tätig geworden ist, sondern sich auf das Halten der Forderungen, das unregelmäßige Einziehen von Teil- und Zinsbeträgen der erworbenen Forderungen sowie den passiven Empfang von Erlösen aus akzessorischen und nicht akzessorischen Sicherungsrechten beschränkt hat).

Diese Entscheidung steht in Bezug zu

Fundstelle(n):
KAAAJ-59608

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