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BBK Nr. 23 vom Seite 1056

Varianten der Eigenkapitalrendite im praktischen Einsatz

Ziele, Ermittlungsformen und Fallstudie

Prof. Dr. Michael Währisch und Johann Runnebaum

Die Rentabilität ist nicht nur für externe Adressaten – vor allem die Eigenkapitalgeber – des Jahresabschlusses interessant, sondern hat sich auch zu einer Zielgröße für Managementaufgaben in vielen Unternehmen entwickelt. Insbesondere bei Betriebsvergleichen ermöglicht die Eigenkapitalrentabilität einen Erfolgsvergleich von Unternehmen mit unterschiedlichem Kapitaleinsatz. Zwar scheint die Eigenkapitalrendite eine unproblematisch ermittelbare Kennzahl zu sein, die folgende Fallstudie verdeutlicht jedoch einige Probleme und Besonderheiten bei der Berechnung.

I. Grundlagen, Ziele und Anwendungsfälle der Eigenkapitalrendite

Zur Messung der Ertragskraft (Performance) eines Unternehmens werden, neben absoluten Erfolgsgrößen, vielfach auch relative Renditekennzahlen, wie die Eigenkapitalrendite, verwendet. Durch den Bezug zu einer anderen Größe im Nenner wird eine Betrachtung unabhängig von bestimmten Spezifika (z. B. von der Größe) des Unternehmens ermöglicht. Die Rendite weist allgemein die Effizienz im Umgang mit der eingesetzten Bezugsgröße (z. B. des Kapitals) aus. Bei der Aufstellung einer Renditekennzahl ist darauf zu achten, dass Zähler und Nenner sinnvoll zueinander definiert sind. Baetge et al. heben die Beachtung des Äquivalenzprinzips bei der Konstruktion einer Renditekennzahl hervor, welches sicherstellt, dass sich die Bestandteile des Quotienten in sachlicher, zeitlicher und wertmäßiger Hinsicht entsprechen sollen.

Das Ziel [i]Unterschiedliche Zielsetzungeneiner betriebswirtschaftlichen Analyse entscheidet über deren Aufbau und Inhalt. Eigenkapitalrenditen werden zur Messung zweier Zielsetzungen eingesetzt:S. 1057

  1. Verzinsungsziel: Für Eigenkapitalgeber ist es wichtig, die Verzinsung als Entlohnung des Eigenkapitaleinsatzes zu kennen. Unternehmen sollten diesen Aspekt im Auge behalten, damit sie ein attraktives Investment für Kapitalanleger darstellen.

  2. Wirtschaftlichkeitsvergleich: Der Vergleich der Eigenkapitalrendite von Unternehmen gleicher Branche und gleichen Risikos soll die Effizienz des Kapitaleinsatzes abbilden. Hierzu sind die Kennzahlen verschiedener Unternehmen auf eine vergleichbare Basis zu stellen.

1. Einsatz der Eigenkapitalrendite aus der Sicht des Eigentümers

Aus der Perspektive des Eigentümers ergeben sich zwei wesentliche Situationen für die Betrachtung der Performance eines Unternehmens: zum einen bevor er in das Unternehmen investiert (ex ante), zum anderen, wenn er bereits investiert hat (ex post).

Der Investor [i]Vergleichbarkeit der Verschuldungkann vor einer Investitionsentscheidung anhand der historischen bzw. erwarteten Eigenkapitalrendite verschiedene Investitionsalternativen (z. B. Aktien) vergleichen. Für einen aussagekräftigen Vergleich der Alternativen, ist eine vergleichbare Basis herzustellen. Neben den nachfolgend dargestellten Sachverhalten kann bei unterschiedlichen Verschuldungsgraden von Unternehmen der Leverage-Effekt zu Verzerrungen führen. Als Leverage- bzw. Hebeleffekt wird eine Steigerung der Eigenkapitalrendite durch Erhöhung des Fremdkapitalanteils bezeichnet, solange der Fremdkapitalzins unterhalb der Gesamtkapitalrendite liegt. Bei einem Unternehmensvergleich sind damit stets die Eigenkapitalrendite und der Verschuldungsgrad gemeinsam zu betrachten.