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Prozesskostenrechnung
Nach § 4 Abs. 3 WiPrPrüfV umfasst das Prüfungsgebiet „Angewandte Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre“ im WP-Examen auch die Kosten- und Leistungsrechnung. Gemäß der Konkretisierung des § 4 WiPrPrüfV vom für das WP-Examen wird den Verfahren des strategischen Kostenmanagements und damit auch der Prozesskostenrechnung eine hohe Bedeutung zugeschrieben.
I. Einordnung
Bei der Prozesskostenrechnung – im internationalen Kontext auch als „Activity-based Costing“ bezeichnet – werden die Gemeinkosten über Teilprozesse verrechnet, wobei die Kostensätze der (Teil-)Prozesse über Kostentreiber ermittelt werden. Auf diese Weise soll eine verursachungsgerechtere Verteilung der Gemeinkosten erreicht werden. Die Prozesskostenrechnung ist kein neues, eigenes Kostenrechnungssystem. Vielmehr handelt es sich um eine Ergänzung der klassischen Kostenrechnung, um die Gemeinkosten differenziert(er) zu verrechnen. So durchläuft auch die Prozesskostenrechnung – genau wie die klassische Kostenrechnung – die Teilgebiete der Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung. Allerdings ergeben sich im Vergleich zur klassischen Kostenrechnung in der Kostenstellen- sowie in der Kostenträgerrechnung unterschiedliche Vorgehensweisen (siehe zudem Teilaufgabe a)).
II. Aufgabenstellung
a) Beschreiben Sie die Gründe der Einführung, die Charakteristika, die Zielsetzung, die Vorgehensweise sowie die Vor- und Nachteile der Prozesskostenrechnung. (15 Punkte)
Die ColorPrint GmbH produziert Drucker und vertreibt diese an Copyshops, Elektrofachmärkte und Privatpersonen. Aktuell werden die folgenden drei Typen von Druckern hergestellt:
Farbdrucker „Farbenfroh“,
Profidrucker „Xprint“,
Schwarz-weiß Drucker „Schnelldruck“.
Für das abgelaufene Jahr liegen folgende Ist-Daten vor:
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Übersicht 1: Ist-Daten des
abgelaufenen Jahres | ||
Drucker | Verkaufspreis [€/Stück] | Variable Herstellkosten [€/Stück] |
Farbdrucker „Farbenfroh“ | 500 | 220 |
Profidrucker „Xprint“ | 1.240 | 820 |
Schwarz-weiß Drucker „Schnelldruck“ | 150 | 90 |
Eine Prozessanalyse identifizierte für die ColorPrint GmbH die folgenden leistungsmengeninduzierten (lmi) und leistungsmengenneutralen (lmn) Prozesse:
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Übersicht 2: Leistungsmengeninduzierte
(lmi) und leistungsmengenneutrale (lmn) Prozesse | ||||
Teilprozess | Prozesskosten [€] | Prozessart | Kostentreiber | Prozessmenge |
Bestellung | 50.000 | lmi | Anzahl Bestellungen | 3.125 Bestellungen |
Auslieferung an Kunden | 62.500 | lmi | Anzahl Lieferungen | 2.500 Lieferungen |
Einweisung in die Produkte | 25.740 | lmi | Anzahl Kundenbesuche | 234 Kundenbesuche |
Anpassung nach Auslieferung | 85.000 | lmi | Anzahl Technikerstunden | 850 Technikerstunden |
Abteilungsleitung | 55.810 | lmn |
b) Ermitteln Sie die Prozesskostensätze für die Teilprozesse. (7 Punkte)
In den letzten Jahren haben sich zwei Kunden gegenüber der ColorPrint GmbH besonders treu gezeigt und eine größere Anzahl an Druckern bestellt. Einer dieser Kunden, das Unternehmen Copy Manufacture GmbH, ist eine größere Copyshop-Kette. Der andere Kunde, die Techie AG, besitzt mehrere Elektrofachmärkte und verkauft die Drucker an Privatpersonen und Copyshops. Aus der Vertriebsabteilung liegen folgende Informationen bezüglich der beiden Kunden vor:
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Übersicht 3: Absatzzahlen und
Prozessmengen der Kunden Copy Manufacture GmbH und Techie AG | ||
Copy Manufacture GmbH | Techie AG | |
Absatzzahlen [Stück] | ||
Farbdrucker „Farbenfroh“ | 25 | 25 |
Profidrucker „Xprint“ | 30 | 20 |
Schwarz-weiß Drucker „Schnelldruck“ | 9 | 30 |
Prozessmengen | ||
Bestellungen | 40 | 65 |
Lieferungen | 35 | 62 |
Kundenbesuche | 15 | 10 |
Technikerstunden | 18 | 32 |
S. 61c) Führen Sie auf Basis der zuvor ermittelten Prozesskostensätze für beide Kunden eine Kundenerfolgsrechnung durch und interpretieren Sie Ihr Ergebnis. Welcher Kunde trägt mehr zum Unternehmenserfolg der ColorPrint GmbH bei? (15 Punkte)
d) Vergleichen Sie die Prozesskostenrechnung und die Grenzplankostenrechnung hinsichtlich deren Anwendungsgebiete und Aussagekraft. (8 Punkte)